Bochum, Hans-Böcker-Schule, November 2009
Workshops zur künftigen Gestaltung der gemeinschaftlichen Bereiche der Schule
Eine gewichtige Rolle im künftigen Raumkonzept der Hans-Böckler-Schule spielen die verschiedenen Gemeinschaftsbereiche innerhalb und außerhalb des Schulgebäudes. Sie sollen nicht nur spezifische Funktionen aufnehmen, sondern den Nutzern der Schule auch ein Gefühl von Gemeinschaft, Raumverbundenheit und Heimat ermöglichen. Um Schüler, Lehrer und Eltern möglichst frühzeitig in der Gestaltung dieser Identität stiftenden Bereiche einbeziehen zu können, wurden im November 2009 Ideenworkshops durchgeführt.
Für die vom Verein „JAS – Jugend Architektur und Stadt“ vorbereiteten und durchgeführten Veranstaltungen waren klare Aufgabenstellungen formuliert worden: Wie sollen das Foyer und das neue Forum bzw. Café gestaltet werden? Wie kann der Zusammenhalt der neuen „Cluster“, in denen jeweils mehrere Klassen zusammengefasst sein werden, mit Mitteln der Gestaltung unterstützt und gestärkt werden? Und welche Anforderungen und Ideen gibt es für die Gestaltung des gemeinsamen Schulhofes bzw. Außengeländes der Schule?
An den verschiedenen Workshops nahmen insgesamt ca. 25 Lehrer und Eltern sowie ca. 40 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 15 Jahren teil. Die beiden Veranstaltungen im November 2009 waren der künftigen Gestaltung des Foyers, des Forums bzw. Cafés und der Klassen-Cluster gewidmet. Im Workshop-Format des World-Cafés wurden jeweils Themen und Ideen für die verschiedenen Gemeinschaftsbereiche zusammengetragen und – im Rahmen der Schüler-Workshops – als „Rezepte“ in einem so genannten „Gestaltungskochbuch“ festgehalten, die anschließend in wechselnden Besetzungen an den jeweiligen Thementischen weiter bearbeitet wurden.
FOYER
Die Bedeutung des Foyers als repräsentatives Entrée der Schule und Visitenkarte der Schulgemeinschaft wurde sowohl von den Eltern und Lehrern als auch den Schülern betont. Das Foyer ist ein wichtiger Orientierungs- und Treffpunkt und sollte daher übersichtlich, informativ, einladend und gastfreundlich gestaltet sein. Darüber hinaus sollte das Foyer als Aufenthaltsraum (in Pausen) und Veranstaltungsort für Theater-, Musik- und Kunstveranstaltungen genutzt werden können. Im Schülerworkshop wurden konkrete Wünsche zur Ausstattung zusammengetragen (z.B. diverse Sitzgelegenheiten zum Chillen, Radio bzw. eigenes Schülerradio, Ausstellungsflächen für Fotos und Bilder von Schülern, Raum- und Vertretungspläne, Veranstaltungstafeln sowie die für Schulveranstaltungen notwendige Bühnentechnik).
Im Gestaltungskochbuch wurde folgende „Rezepte“ zusammengetragen:
– Beschäftigung im Foyer
– Ein Foyer für die Schulidentität
– Eine Bühne im Foyer
– Kreativität für das Foyer
– Mehr Farbe für das Foyer!
„Glastüren sind halt eine Augenweide und sie sollten automatisch sein, weil Glas halt ziemlich schwer ist. Beheizbarer Boden, hauptsächlich damit wir im Winter nicht frieren.“
FORUM / CAFÉ
Die künftige Gestaltung dieses Bereiches hat insbesondere bei Eltern und Lehrern zunächst viele Fragen zur konkreten Nutzung aufgeworfen: Das Spektrum reichte von der Mischküche (für kaltes und warmes Essen), Freizeitsport, Lernraum, Versammlungsort, Seelenraum über Kulturveranstaltungen bis hin zur möglichen außerschulischen Nutzung für Hochzeiten und Geburtstage. Dem entsprechend vielfältig waren auch die gewünschten Raumatmosphären, die mit dem Forum bzw. Café verbunden wurden („beruhigend“, „lebendig“). Es wurde jedoch eine gemeinschaftliche und kulturelle Atmosphäre favorisiert und die Notwendigkeit von mobilen Elementen zur Zonierung des Bereiches betont. Beschäftigt hat die Erwachsenen vor allem die Frage nach den organisatorischen Erfordernissen: Wer trägt die Verantwortung für diesen Bereich? Wer ist zuständig für die Pflege?
Die Schüler hatten eine sehr viel eindeutigere Vorstellung: der Raum soll vor allem ein Ort zum Essen, Chillen und ruhigem Arbeiten („Hausaufgaben“, „Internet“) werden. Die für das Gestaltungskochbuch gesammelten „Zutaten“ und „Rezepte“ unterstreichen die favorisierte Atmosphäre des Raums:
– Hansi-Bo Kiosk/Cafe
– Chill–Bar
– H-B-R-S-Ecke
– Chill-Cafe
– Big Mensa.
„Dann nimmt man die lange Pause und warmes Essen und rührt alles zusammen. Dann nimmt man den Raum zum Chillen und die Haken für die Jacken und stampft alles um. Wenn man will, kann man noch bequeme Sessel dazu geben.“
KLASSEN-CLUSTER
Nach einer anfänglichen Diskussion über die Notwendigkeit der Raum-Cluster wurde sehr schnell deutlich, dass das Gefühl der Zusammengehörigkeit vor allem über das gemeinsame Gestalten der Räume zu erreichen sein wird. Dabei kann auf bestimmte Themen zur Individualisierung der verschiedenen Cluster zurückgegriffen werden (z.B. Farben, Pflanzen, Möbel oder Beleuchtungen). Wichtig ist es, dass die persönlichen Sachen der Schüler „ihren Platz“ haben (Taschen, Jacken, Schuhe etc.). Die gemeinschaftlichen Zonen sollten flexibel möbliert und visuell mit dem Klassen- bzw- Lehrerraum verbunden sein. Lehrer sollten dort einen dezentralen Arbeitsplatz finden können, Schüler alleine oder in Kleingruppen arbeiten können.
Im Schülerworkshop sind vor allem verschiedene gestalterische Themen zusammengetragen und ausgearbeitet worden. In das Kochbuch haben daher sechs verschiedene „Rezepte“ zur Gestaltung der Klassen-Cluster Eingang gefunden:
– Tiere aller Klasse
– Nationalitäten
– Grafitti Wall
– Flower Fondue
– The Colours
– The power in the words.
„In einen Raum mischt man Amphibien (Kröten). Den anderen Raum mit Geckos würzen. Den letzten Raum mit Kaninchen abschmecken.“
SCHULHOF / AUSSENGELÄNDE
Anders als bei den Workshops zu den Gemeinschaftsbereichen im Gebäude ging dem Workshop zum Außengelände eine Befragungsaktion unter allen Schülern der Hans-Böckler-Schule voraus. Aus den Umfrageergebnissen sind die drei Themenstellungen für die eigentliche Workshopphase entwickelt worden: „lernen“, „sich bewegen“ und „ausruhen“. Auf dieser Grundlage haben die drei Workshop-Gruppen mögliche Anforderungen und Gestaltungsideen für das Außengelände erarbeitet. In allen Arbeitsgruppen wurden die mögliche räumliche Konflikte mit den jeweils anderen Freiraumnutzungen thematisiert, so dass der Wunsch nach einer klaren und eindeutigen Zonierung des Außengeländes in unterschiedliche Aktivitätsbereiche fast allen „Rezepten“ zu Grunde liegt. Die Arbeitsgruppe zu „Sport / Bewegung“ hat sechs verschiedene Zonen für Bewegungsaktivitäten vorgeschlagen (Spielgeräte; Federball / Tischtennis; Kletterwand; Volleyball / Basketball; Waveboard / Einrad / Inliner; Fussball).
ERGEBNISSE
In allen Workshops sind sowohl spielerische als auch sehr handfeste Ideen und Vorschläge zur künftigen Gestaltung der Gemeinschaftsbereiche entstanden. Die durchgängig hohe Motivation gerade bei den Schülern ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass die frühe Einbeziehung in die laufenden Planungsprozesse für die gewünschte Identifikation mit dem Umbau „ihres“ Schulgebäudes ausgesprochen positiv sein kann. Bislang sind die Workshop-Ergebnisse allerdings noch nicht in die konkreten Umbauplanungen eingeflossen; bedingt durch die neuerliche Unsicherheit über die Zukunft des Schulgebäudes sind die nächsten Planungsschritte bis auf Weiteres zurückgestellt worden.