19. - 24. Januar 2009
Wie schon im Vorjahr bietet der Verein Jugend Architektur Stadt e.V. (JAS) im Rahmen der Passagen 2009, der Interior Design Week in Köln, Workshops zur baukulturellen Bildung für Kinder und Jugendliche an. Auch in diesem Jahr widmen sich Kinder, Jugendliche und das JAS-Team in Anlehnung an die Passagen, die sich als Ausstellung zu aktuellen Tendenzen im Design - speziell im Möbeldesign - versteht, dem Thema Möblierung.
Insgesamt werden drei Themen behandelt:- der tragbare Laden
- das Übernachtungsset
- das Sitzobjekt.
Als Material wird ausschließlich Karton und Papier zur Verfügung gestellt, so dass sich den Teilnehmern eine Vielzahl von Konstruktions- und Gestaltungsmöglichkeiten bieten.
Die kreative Arbeit der einzelnen Teilnehmer wird durch Einführungsübungen, Spiele, Materialkunde und Stabilitätsversuche von Karton ergänzt.
Die Exponate der Schüler werden zum Abschluss jeder Veranstaltung vor den anderen Kindern präsentiert und auf ihre Tauglichkeit geprüft.
Alle Arbeiten können am Abschlusstag während der Finissage für die Öffentlichkeit ausgestellt werden. Anschließend dürfen die Erbauer ihre Arbeitsstücke mit nach Hause nehmen.
Sitzen, liegen, verkaufen: Möbel aus Karton
In drei Vormittagsworkshops erarbeiten Schülerinnen und Schüler Objekte aus Karton. Die Teilnehmer werden an unterschiedlichen Tagen vor unterschiedliche Aufgaben gestellt. Es gilt, einen tragbaren Laden, einen Sitz oder ein Übernachtungsset zu entwickeln.
Am folgenden Wochenendworkshop widmen sich die Teilnehmer im Alter von 7 bis 14 Jahren wiederrum der Entwicklung eines tragbaren Ladens.
Der Sitz
Das Thema Sitz soll den Kindern ermöglichen, einen Gegenstand aus dem alltäglichen Leben zu analysieren und selbst eine Variante zu fertigen, die seine Funktion erfüllen muss.
Hierzu werden vier Arbeitsphasen durchlaufen:
1. Durch das Spiel „Der lebendige Stuhl“ werden die Kinder aufgefordert, in Dreier- oder Vierergruppen Sitzmöglichkeiten zu erproben. Sie dürfen nichts verwenden außer ihren eigenen Körper. Ein Kind erdenkt sich eine Figur, die einen Sitz ergibt, und versucht den anderen zu erklären, wie sie sich aufstellen sollen. Dann folgt eine vorsichtige Sitzprobe. Wichtig in diesem Spiel ist die spielerische Annäherung an das Thema „Sitzen“ und „Einen Sitz bauen“, das Fühlen von Gewicht und das Üben der Balance.
2. Anschließend untersuchen die Kinder die Anforderungen an einen Sitz. Herauszufinden ist, welche Komponente zum Sitzen notwendig sind, welcher Abstand zum Boden geeignet ist, welche verschiedenartigen waagerechten Flächen als Sitzflächen dienen können sowie Elemente zu entwickeln, die das Sitzen bequem machen wie Lehnen, Stützen und Polster.Allgemeine und geschichtliche Information über das Sitzen, Sitzen im Sprachgebrauch, verschiedene Sitzformen und eine Vielzahl von ungewöhnlichen Sitzmöbeln sollen die Kinder bei der kreativen Arbeit unterstützen.
3. In der folgenden Phase wird das Baumaterial auf seine Eigenschaften geprüft. Es wird mit den Kindern erörtert, wie Pappe stabil wird, wann sie nicht knickt, wie man sie aussteifen kann, wie Karton oder Papier weich wird sowie viele weitere relevante Fragen.
4. Zu guter Letzt können die jungen Designer die kreativen Anregungen und die gesammelten Informationen anwenden, indem sie selbstständig ein aus Karton gebautes Sitzmöbel entwickeln, welche sie im Anschluss ihren Mitschülern und Betreuern vorstellen und erläutern.
Der tragbare Laden
Das Thema „tragbarer Laden“ soll die Kinder und Jugendlichen anregen, sich mit einem Gegenstand zu beschäftigen, der zwar heutzutage noch selten in dieser Form benutzt wird, dennoch durch seine flexiblen und mobilen Eigenschaften dem Zeitgeist entspricht.
Der Verkaufsladen wird als eine der größten Innovationen aus New York vorgestellt, der es dem Verkäufer ermöglicht, immer dort zu sein, wo er Kundschaft wittert. Zudem ist der Laden
in Zeiten der Finanzkrise aus einem der günstigsten Materialien gebaut: aus recyclefähigem Papier.
Die Aufgabe, einen tragbaren Verkaufsladen zu erstellen, wird den Kindern und Jugendlichen anhand einer einleitenden Geschichte erläutert. Sie erzählt von Verkäufern aus unterschiedlichen Ländern und Städten wie Finnland, England oder Deutschland, die skurrile, gewöhnliche oder atmosphärische Gegendstände und Dinge in ihren Verkaufsläden feil bieten.
Berichtet wird über einen Verkäufer in Finnland, der im Sommer mit Kühlschrank herumläuft und Schneebälle verkauft, eine Verkäuferin in Dortmund, die ein Auge auf der Schulter hatte, das sich öffnete und schloss und dessen Tränen sie verkaufte.Ein anderer Verkäufer trug einen kleinen Laden am Handgelenk, in dem sich Knöpfe befanden, die er verkaufte und ein Verkäufer im verregneten Köln bot Passanten Gut-Wetter-Brillen aus seinem Regenschirm, den er auf dem Kopf trug, an. Die Aufgabe ist es nun, einen tragbaren Laden zu erstellen, der es dem Verkäufer ermöglicht, beim Tragen etwas verkaufen zu können. Damit die Verkäufer konkurrenzfähig sind, darf nur eine spezielle Sache verkauft werden. Außerdem muss das zu verkaufende Produkt durch die Form des Ladens erkennbar sein. Die Kinder dürfen niemandem - mit Ausnahme der Betreuer - verraten, was sie verkaufen.
Zunächst überlegen sich die Teilnehmer, was sie verkaufen möchten und wie ein entsprechender Laden aussehen könnte. Die Ideen werden zu Papier gebracht.
Kinder und Betreuer nehmen eine kleine Materialsichtung zu folgenden Stichpunkten vor: Stabilität von Pappe, Möglichkeiten der Verwendung von Schachteln und Kartons, unterschiedliche Materialität von Pappe, Verwendung von Schnüren und Bändern, Klebetechniken sowie Schnitttechniken.
Dann werden die Skizzen in Kleingruppen von ca. 10 Kindern unter dem Gesichtspunkt der Materialverwendung kurz besprochen, um anschließend mit dem Bau der Objekte zu beginnen. Auch hier werden die Arbeiten abschließend präsentiert und kommentiert.
Das Übernachtungsset
Die Ergebnisse aus der Gruppe „Übernachtungsset“ sind von den Kindern entworfene und aus Karton gebaute Schlafstätten. Ob Zelt, faltbare Liege oder schwimmendes Floß-Bett - für jede Umgebung ist das passende Modell dabei.
Auch in der Übernachtungsset-Gruppe sollen die Kinder lernen, ausschließlich mit dem Material Karton zu arbeiten und dieses an äußere Gegebenheiten anzupassen.
Zum Einstieg in die Thematik wird den Kindern die folgende Szenerie vorgestellt: „Es wird bald dunkel, du kannst nicht nach Hause und musst draußen übernachten. Dir steht nur Karton zur Verfügung, um dir eine geeignete Schlafstätte zu bauen“.
Um das Material kennen zu lernen, werden die Kinder in drei Gruppen eingeteilt, die jeweils verschiedene Eigenschaften des Materials überprüfen: Stabilität, Wetterfestigkeit, Lichtdurchlässigkeit. Die Kinder dokumentieren die Ergebnisse ihrer Experimente und ihre erdachten Lösungsmöglichkeiten für Schwächen des Materials, zum Beispiel dem Aufsaugen von Nässe. Diese werden der gesamten Gruppe vorgestellt.
Nachdem alle Kinder die Eigenschaften des Materials kennen gelernt haben, überlegen sie sich ein eigenes Übernachtungsset und skizzieren dies zunächst, um anschließend nach diesem Plan vorzugehen. Nach dem Skizzieren fertigt jedes Kind (max. zu zweit) eine eigene Schlafstätte an und präsentiert diese der Gruppe. Dabei sollen die gewonnen Erkenntnisse über das Material berücksichtigt und umgesetzt werden.
Den Kindern gelingt es, die Eigenschaften des Materials für ihre Zwecke zu nutzen und Schwächen des Material zu kompensieren. So wird der Karton durch Rollen und Stege stabilisiert oder durch doppelte Kartonlagen abgedunkelt. Es entstehen eine Vielzahl unterschiedlicher Übernachtungsmöglichkeiten, die alle zur Auflage haben, transportabel sein zu müssen.
Veranstalter / Partner:
JAS Jugend-Architektur-Stadt e.V. in Zusammenarbeit mit dem Büro Voggenreiter, Passagen 2009
Wo:
Venloer Straße 419-421 (am Bezirksrathaus Ehrenfeld),
50825 Köln